Die Altersbedingte Makuladegeneration (AMD) zählt zu den häufigsten Augenerkrankungen und ist in Deutschland einer der Hauptgründe für das Erblinden im Alter. Bei dieser sich zunächst schleichend entwickelnden Augenkrankheit werden bestimmte Stoffwechselprodukte nicht mehr richtig aus dem Auge abtransportiert und reichern sich stattdessen in der Netzhaut an. Dies stört die Regeneration der Stäbchen und Zapfen, also der Sinneszellen des Auges, die das einfallende Licht wahrnehmen und die entsprechenden Informationen an das Gehirn senden. Schließlich wird die Netzhaut an den betroffenen Stellen zunehmend dünner und empfindlicher.
Bei rund 90 Prozent der AMD-Patient:innen verharrt die Erkrankung in diesem Stadium, welches auch als „trockene AMD“ bezeichnet wird. Eine gesunde Lebensweise kann ihr Fortschreiten oft zuverlässig aufhalten. Bei etwa einem von zehn Betroffenen entwickelt sich die Krankheit hingegen zur sogenannten „feuchten AMD“ weiter. Aufgrund einer mangelhaften Blutversorgung der Netzhaut bildet der Körper bei dieser Form der Erkrankung neue, krankhafte Blutgefäße im Auge aus. Eigentlich sollen diese eine ausreichende Versorgung der Netzhaut mit Sauerstoff und Nährstoffen sicherstellen.
Jedoch kommt es häufig vor, dass die neuen Blutgefäße in die von der AMD geschädigte Netzhaut hineinwachsen. Diese wird dadurch von der dahinterliegenden Aderhaut angehoben, was bereits nach kurzer Zeit zu irreversiblen Schädigungen führt. Zudem sind die krankhaften Blutgefäße häufig undicht: Reißen sie, dann kommt es zu Einblutungen in die Netzhaut, was diese zusätzlich schädigt.
Insgesamt verläuft eine feuchte AMD wesentlich schneller und aggressiver als eine trockene AMD. Jedoch steht, anders als bei der trockenen Variante, eine etablierte Behandlungsmöglichkeit zur Verfügung: Die Injektion sogenannter VEGF-Hemmer verhindert das Wachstum neuer Blutgefäße im Auge zuverlässig.
Das Wachstumshormon VEGF
Verantwortlich für das krankhafte Wachstum von Blutgefäßen im Auge, wie es für die Altersbedingte Makuladegeneration (AMD) charakteristisch ist, ist das Wachstumshormon VEGF. Diese Abkürzung steht für vascular endothelial growth factor, auf Deutsch „Wachstumshormon des vaskulären Endothels“. Das VEGF-Hormon ist ein wichtiger Botenstoff des Körpers, der zum einen während der embryonalen Phase die Entstehung des Blut- und Lymphgefäßsystems ermöglicht und zum anderen im späteren Leben für die Erneuerung alter Blutgefäße im Körper verantwortlich ist. Zu diesem Zweck löst das VEGF-Hormon die Zellteilung in der innersten Zellschicht der Blutgefäße, dem sogenannten vaskulären Endothel, aus.
Produziert wird das VEGF-Hormon von Zellen des Körpers, die unter einem Sauerstoffmangel leiden. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn ein Blutgefäß durchtrennt wird und repariert werden muss. Aber auch im Rahmen verschiedener Erkrankungen kann die Sauerstoffversorgung bestimmter Zellen eingeschränkt sein.
Bei einer Altersbedingten Makuladegeneration sind es speziell die Zellen der Netzhaut, welche infolge der Ablagerung schädlicher Stoffwechselendprodukte im Auge nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Sie produzieren daraufhin große Mengen des VEGF-Hormons, welche die Blutgefäße in der Aderhaut des Auges dazu veranlassen, neue Abzweigungen auszubilden. Diese können einerseits die Netzhaut von der Aderhaut anheben und dadurch schädigen; andererseits können die neu gebildeten, meist krankhaften Blutgefäße aber auch reißen und Flüssigkeit in die Netzhaut austreten lassen.
Beides führt unbehandelt innerhalb kurzer Zeit zu einer starken und bleibenden Beeinträchtigung der Sehfähigkeit.
Wirkweise von VEGF-Hemmern
Um bei Patient:innen mit einer Altersbedingten Makuladegeneration (AMD) eine weitere Schädigung der Netzhaut zu verhindern, werden sogenannte VEGF-Hemmer bzw. VEGF-Inhibitoren eingesetzt. Diese Medikamente unterdrücken die Funktion des VEGF-Hormons im Auge und unterbinden somit das krankhafte Gefäßwachstum. Bereits entstandene, krankhafte Gefäße können sich dadurch auch zurückbilden. Zudem verhindert die Behandlung mit VEGF-Hemmern, dass weiterhin Flüssigkeit in die Netzhaut austritt, und bereits vorhandene Flüssigkeitseinlagerungen bilden sich zurück.
In unserer Praxis verwenden wir folgende VEGF-Hemmer:
- Ranibizumab (Handelsname: Lucentis)
- Aflibercept (Handelsname: Eylea)
- Bevacizumab (Handelsname: Avastin)
Bei diesen Medikamenten handelt es sich um Antikörper, die das Wachstumshormon VEGF binden und dadurch verhindern, dass es das Wachstum neuer Gefäße auslöst. Für eine effektive Behandlung der Altersbedingten Makuladegeneration muss der jeweilige VEGF-Hemmer direkt in den Glaskörper des Auges injiziert werden.
Ablauf der Behandlung mit VEGF-Hemmern
Die Eingabe des VEGF-Hemmers findet immer in der augenärztlichen Praxis in einem sterilen Raum statt. Das Auge wird dafür zunächst desinfiziert und mittels Augentropfen lokal betäubt, bevor mit einer sehr feinen Spritze eine geringe Menge des Wirkstoffs direkt in den Augapfel injiziert wird. Durch die Betäubung empfinden Sie dabei keine Schmerzen, sondern maximal einen leichten Druck im Auge. Kurze Zeit später können Sie bereits wieder nach Hause zurückkehren. Weil für die Behandlung Ihre Pupille mit Augentropfen geweitet werden muss, lassen Sie sich bitte von einem Verwandten oder Bekannten zur Operation und wieder nach Hause fahren und tragen Sie zum Schutz Ihrer Augen eine Sonnenbrille.
Achten Sie bitte außerdem darauf, die nachfolgenden Kontrolltermine einzuhalten. Der erste Termin findet üblicherweise zwei Tage nach der Behandlung statt. Dabei überprüfen wir, ob der erhoffte Behandlungserfolg eingetreten ist. Anschließend erfolgen regelmäßige Kontrollen, einschließlich eingehender Augenuntersuchungen und Überprüfungen Ihrer Sehkraft, im Abstand mehrerer Wochen bis Monate.
Die Behandlung mit einem VEGF-Hemmer hat leider in der Regel nur einen zeitweiligen Effekt. Um ein späteres Fortschreiten der Altersbedingten Makuladegeneration (AMD) zu verhindern, müssen die Injektionen in den meisten Fällen regelmäßig wiederholt werden. Solange die Behandlung fortgesetzt wird, schreitet die AMD jedoch meistens nicht weiter voran; vielfach verbessert sich die Sehfähigkeit der Patient:innen sogar wieder ein wenig, wenn die Netzhaut sich wieder an die dahinterliegende Aderhaut anlegen kann.
Was können wir für Sie tun?
Die Altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist eine ernsthafte Augenerkrankung, die unbehandelt zum fast vollständigen Verlust der Sehfähigkeit führt. Dank moderner Medikamente ist es jedoch möglich, das Fortschreiten der AMD-Erkrankung zu verlangsamen oder sogar ganz zu stoppen, um auf diese Weise die Sehfähigkeit so gut wie möglich zu erhalten.
Entscheidend für die Behandlung ist dabei, dass die Krankheit früh diagnostiziert und entsprechend therapiert wird. Vereinbaren Sie daher noch heute einen Termin im Augenzentrum Klatt, um die Gesundheit Ihrer Augen langfristig zu erhalten.
Augenzentrum Klatt
T 0 42 41 - 80 30 19 0